Ausstellung über Formen der Wissensproduktion, -speicherung und -verteilung.
Anlässlich des 200. Todestages von Friedrich Arnold Brockhaus.
Meine Arbeit befasste sich mit analogen Medien zur Wissensspeicherung, ihrer möglichen Bedeutung und ihrem Stellenwert heute.
Vielen Dank an Barbara Röhner von ars avanti und Moritz Jähnig vom Verein Industriekultur Leipzig für die Organisation der Ausstellung.
Nach längerer Beschäftigung mit Büchern in ihrer Funktion des Konservierens, Ordnens und Generierens von Wissen sowie Problemen der Statik und Exklusivität bestimmter Repräsentationsformen desselben wende ich mich zunehmend ihrer Materialität und Ursprung zu. Im Fall des Buches ist es Holz und des Holzes ist es der Baum. Ein Baum stellt eine lebendige Form oder einen Prozess des Wissens dar, eine Art materialistisches Lernen, eine dynamische Entwicklung im Dialog mit seiner Umwelt. Angesichts der ökologischen Krisen ist dieser Dialog belastet und herausgefordert.
Was ist das Wissen eines Baumes? Welche Lektion kann er uns geben? Was verrät uns seine Biographie? Die Jahresringe im horizontalen Profil des Stammes verraten uns viel über sein Leben, seinen Standort und die klimatischen Umweltbedingungen. Sie sind eine Art Fingerabdruck des Baumes. Diese Geschichten werden jedoch erst sichtbar, wenn der Baum gefällt wird, d.h. durch seinen Tod.
Ich fotografiere die Querschnitte eines gefällten Baumes, entweder noch frisch im Wald oder bereits getrocknet - gekennzeichnet durch Schrumpfung und Risse -, und erstelle eine Vorlage durch digitale Bearbeitung. Von den Querschnitten eines gefällten Baumes fertige ich maßstabsgetreue Gravuren von Hand auf Acrylglas an. Der manuelle Prozess der Gravur ist für mich gleichzeitig eine Meditation über den Baum, über Wachstum, Alter, Krise, Leben und Tod.
Die gravierten Acrylglasscheiben werden von den Kanten der Scheiben her beleuchtet. Die eingravierten Zeichen brechen das durch sie hindurchgehende Licht und leuchten.
Ich bin mit Meyers Neuer Enzyklopädie aus DDR-Zeiten aufgewachsen. Es machte mir Spaß, darin zu blättern und die einzelnen Einträge über berühmte Menschen, die wichtige Entdeckungen oder Erfindungen machten, über Stadt, Land, Fluss usw. zu lesen. In mir bildete sich eine informierte Welt der Zusammenhänge und Erklärungen. Im Erwachsenenalter verglich ich einige Einträge aus Meyers Lexikon mit denen aus dem Brockhaus und stellte Unterschiede fest, vor allem bei politischen Inhalten. Ich begriff, wie kontextabhängig selbst vermeintlich objektives Wissen sein kann.
Heutzutage scheinen allgemeine Enzyklopädien und Wörterbücher ausgedient zu haben und werden durch digitale Wissensmedien wie Wikipedia oder KI ersetzt.